So nah und doch so fern...


Während meiner Reise erlebe ich immer wieder Momente, die mir die Augen öffnen, mir einen Kloß im Hals bereiten oder mir Tränen runterkullern lassen. Auf den Social Media Kanälen werden natürlich häufig nur die schönen Facetten eines Ortes gepostet und die Neider werden laut. Es ist ja auch einfacher, die schönen Dinge zu teilen, anstatt Themen wie Armut und Umweltverschmutzung darzustellen.


Ich selber kannte solche Themen bis lang nur von meinen Afrikareisen und habe irgendwie nicht damit gerechnet ähnliche Verhältnisse in europäischen Reisezielländern, Mitgliedstaaten der Europäischen Union, vorzufinden.


Da ich probiere möglichst häufig auf Mautstraßen und Autobahnen zu verzichten, landete ich vor einigen Tagen plötzlich in einem kleinen spanischen Dorf, in dem überwiegend afrikanische Plantagenarbeiter mit ihren Familien unter schrecklichsten Bedingungen leben.


Wir alle kennen die wirtschaftliche Situation vieler anderer EU-Staaten, wissen, dass eine hohe Arbeitslosenquote besteht, gerade bei der Jugend. Aber wissen wir auch, dass es Dörfer gibt in denen das Leben auf der Straße stattfindet, obwohl diese Menschen jeden Tag mit dem Rad Kilometer weit durch die Berge zu den Plantagen fahren, um zumindest so viel Geld zu verdienen, dass sie sich und ihren Familien einen Schlafplatz bauen können!?


Mir war es ehrlich gesagt in diesem Ausmaß nicht bewusst und selten habe ich mich so geschämt, mit einem so neuen Auto, durch eine so arme Gegend zu fahren. Was könnten diese Menschen alles mit so viel Geld anstellen?


Das durchschnittliche Bruttoeinkommen liegt in den Ländern durch die meine Reise geht bzw. ging, teilweise weit unter der Hälfte meines Gehaltes. Und ich weiß, dass viele meiner Freunde, Kollegen usw noch wesentlich mehr verdienen. Da frage ich mich, ist es berechtigt, dass wir Deutschen ständig nur am meckern sind!? “Alles wird immer teurer”, “wir verdienen zu wenig”, “warum nehmen nicht andere Länder mehr Flüchtlinge auf” - Verdammt, andere Länder haben ganz andere Probleme!!!! Uns geht es so unfassbar gut, wir haben reine Luxusprobleme, macht bitte eure Augen auf! Nicht Mal 2000 km von euch entfernt hausen Menschen unter den unwürdigsten Bedingungen und deren Häuser verfallen, weil kein Geld mehr da ist. Und diese Menschen stehen trotzdem jeden Tag auf, gehen ihrer Arbeit nach und begegnen einem mit einem Lächeln!


Das ist aber nicht das einzige Problem, was mich immer wieder nachdenklich werden lässt. Wir wissen auch alle, dass wir ein riesiges Problem mit dem Mikroplastik in den Weltmeeren haben. Wir spenden für die Reinigung der Ozeane, was auch wichtig ist, aber ist es nicht noch wichtiger das verursachende Problem in Angriff zu nehmen? Wir in Deutschland trennen unseren Müll, haben ein geregeltes Entsorgungssystem und im Regelfall nimmt auch am Strand jeder seinen verursachten Müll wieder mit und benutzt den nächsten Mülleimer. Aber so viel Müll, Plastik und Glas, wie ich an verschiedenen Stränden in Spanien, Portugal und Italien gesehen habe, lässt mich an ausreichender Aufklärung zweifeln!


Warum geben wir nicht mehr Acht auf unsere Natur? Warum werden solche Projekte innerhalb der EU nicht verstärkt angegangen? Natürlich müssen wir die Weltmeere retten, aber sicherlich nicht nur, in dem wir auf der einen Seite den Müll herausfischen, wenn er auf der anderen Seite in größeren Mengen immer weiter hineinfließt.


Auch da muss ich wieder ein großes Lob an mein neues Lieblingsland Frankreich aussprechen. Egal wie klein der Parkplatz nur war, egal wie groß oder auch wenige wohlhabend der Ort war, durch den ich gefahren bin, es gab überall Mülleimer, Entsorgungsstationen und es war einfach überall sauber! Vielleicht liegt es auch an den Menschen, die ihre Umwelt respektiere, sie erhalten wollen und ihren Müll mitnehmen und nicht einfach überall liegen lassen.


Wir sind verantwortlich für die Zukunft dieses wunderschönen, blauen Planeten, also sollten wir uns auch alle so verhalten, dass wir noch alle lange was von ihm haben.


#thinkaboutit

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Holgi (Freitag, 26 Oktober 2018 15:29)

    Wenn man als Surferin so nah am Wasser lebt (und gebaut ist) fallen einem diese nicht enden wollenden Sünden unserer Zivilisation ganz extrem auf. Ich habe mal von Harald Lesch gehört, dass die Menschheit anscheinend nur durch Katastrophen lernt- sei es durch Epidemien, Kriege, Naturkatastrophen,... muss es erst soweit kommen? Ich hoffe es ist nicht unser Karma, wir als mächtigste "Tiergattung" auf diesem Planeten. Sei ganz fest gedrückt, liebe Zeitzeugin. Ich hoffe mit Dir und möchte weiterhin an das gute und schnelle Umdenken glauben.